Lesung „Lunapark“ – wie damals so heute?

9783462049237_5Wenn das so weiter geht, werden wir noch Stammgäste im Prater in Berlin. Binnen zwei Wochen war es gestern – 16.12. – schon die zweite Lesung, bei der wir dort zu Gast waren. Diesmal war es der Krimiautor Volker Kutscher, den wir unbedingt live sehen wollten.
Die Lesung drehte sich um seinen neuen Gereon Rath-Krimi „Lunapark“. Die Reihe um Gereon Rath (erschienen bei Kiepenheuer & Witsch) stelle ich an dieser Stelle nicht in aller Ausführlichkeit vor, aber ein kurzer Abriss muss natürlich sein :-).

Einführung in Gereons Welt

Den Einstieg in die Welt der Volker Kutscher Reihe finden wir im Jahr 1929. Den gebürtigen Kölner Kriminalkommissar Gereon Rath hat es unfreiwillig an die Spree verschlagen. Über die Vorfälle in seiner Heimatstadt redet er ungern. Wir erfahren jedoch, dass er einen Menschen getötet hat und dies verfolgt ihn bis in seine Träume.
Der Kriminalkommissar fremdelt anfangs mit der kühlen und hektischen Hauptstadt Berlin und ist gleichzeitig fasziniert von ihr. Im Verlauf der ersten Fälle (Bücher) lebt er sich ein, findet Mitstreiter, Dauerfeinde aber auch die Liebe. Im Polizeipräsidium am Alex, von den dort arbeitenden Beamten einfach die Burg genannt, arbeitet Rath in der Inspektion A, der damals legendären Mordabteilung.

9783462040227_5Bereits im ersten Teil „Der nasse Fisch“ lernt man Rath als grummeligen, sich selbst treuen und zu allem entschlossenen Kommissar kennen. Einzelgänger würde ich ihn nicht gleich schimpfen, denn das ist er nicht. Aber es ist nicht leicht an ihn ranzukommen, sein Mundwerk hat sich gewaschen und er ist wählerisch in Bezug auf seine Mitstreiter.
Der erste Fall dreht sich übrigens um eine Leiche im Landwehrkanal, die Spuren bestialischer Folterung trägt. Die Mordkommission soll schnellstmöglich Ergebnisse liefern, doch sie kommt nicht voran. Ungefragt schaltet Rath sich ein und ermittelt auf eigene Faust. Er entdeckt eine Verbindung zu einem Kreis oppositioneller Exilrussen, die mit geschmuggeltem Gold Waffen kaufen wollen, um einen Putsch vorzubereiten.

Dies aber nur als Teaser, um Dir – liebe Leseratte – Lust auf die ganze Reihe von Beginn an zu machen.
Danach folgten noch weitere vier Romane und nun schließlich als sechstes Werk: „Lunapark“.

Inhalte „Lunapark

Berlin hat mittlerweile Hitlers Machtergreifung hinter sich und wir sind zeitlich bei Mai 1934 angelangt. Die anfängliche Begeisterung für die Regierung Hitler schwindet und die unberechenbare, gern pöbelnde SA macht vielen Menschen Angst. Unter einer Eisenbahnbrücke, unter einer unvollendeten kommunistischen Parole, liegt ein toter SA-Mann. Zunächst scheinbar erschlagen, ist dieser aber tatsächlich an einem Glasauge erstickt.
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Weihnachtsmänner kommen zu Katern

Ich hatte es ja mehrfach angekündigt: Wir haben – ich denke aus nostalgischen Gründen – der Weihnachtslesung von Sven Nordqvists Petterson & Findus durch Heike Makatsch am letzten Sonntag regelrecht entgegengefiebert. Nun war es soweit. Prater, am Sonntag 11 h. Und unsere hohen Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Soviel Spoiler muss gleich mal sein 😉
Nun aber zum Pudels Kern.

Location & Atmosphäre:

Was man an den weiter unten eingefügten Bildern nicht sieht: Es war ausverkauft. So viele Kinder im Alter zwischen ca. 2 bis 8 habe ich schon lange nicht mehr auf einem Haufen gesehen. Das will was heißen. Ich bin schließlich selbst Mutter eines Kitakindes.

Für künftige Planung von Events muss man wissen: Der Prater glänzt eher mit rauhem Betoncharme gekoppelt mit ein paar pseudoedlen Kronleuchtern. Weite Teile der Wände sind dezent verhängt. Das ist auch gut so. Denn wenn noch mehr von der uralten Bausubstanz zu sehen wäre, würde die Atmosphäre sicherlich von „ostedel“ zu „einfach alt“ kippen. Dafür ist die Bestuhlung des großen Saals wirklich gut. Der Winkel ist so, dass man die Bühne gut sehen kann – ungeachtet des Vordermanns. Sogar mit dem 110 cm großem Nachwuchs war noch gute Sicht zu holen. Ein kleines Foyer inkl. Getränkebar mit vernünftigen Preisen runden ein pragmatisch-ostiges Ambiente ab. Wir haben uns jedenfalls, trotz der kleinen Kritik oben, wohl gefühlt.

Veranstaltung selbst:

Eine klitzekleine Überraschung blühte dem vollen Saal gleich bei Ankündigung durch den Veranstalter (Thalia, in Kooperation mit Parkauetheater). Es wurde gar nicht aus „Petterson kriegt Weihnachtsbesuch“ gelesen, sondern eine 50 Minuten-Fassung der Geschichte  „Morgen Findus wird´s was geben. 9783789143076
In der Geschichte hat Findus so viel vom Weihnachtsmann gehört, daß er ihn gerne einmal persönlich sehen möchte. Petterson weiß natürlich, wie es sich mit dem Geschenkebringer in Wahrheit verhält. Er möchte Findus aber nicht enttäuschen. Als emsiger Erfinder ersinnt er eine Weihnachtsmannmaschine. Zu den Hindernissen rund um den Bau der Maschine gesellt sich ein geheimnisvoller Fremder mit Rauschebart. In der Rolle eines ausgefallen Briefträgers bringt er unerwartet Unterstützung und Schwung in die Sache… so, das langt nun aber von der Geschichte. Wer es genau wissen will, kann ja kaufen und lesen. Oder ausleihen und lesen… 😉

Das Original ist tatsächlich sehr lang. Da die Veranstaltung „ab 4 Jahren“ angekündigt war, haben wir es begrüßt, dass auf 50 Minuten runtergekürzt wurde. An Charme hat die Geschichte dadurch nicht verloren, also Daumen hoch hierfür.
50 Minuten stilles Zuhören ist für so manchen 4-jährigen immernoch seeeehr ambitioniert. Hier hätte man ev. mit der Altersempfehlung ein Jährchen nach oben gehen sollen. Trotzdem haben mich die Kinder positiv überrascht. Es war nicht zu laut, der Bann zur Erzählerin war ungebrochen.

Die Erzählerin:

Ihre Profession, den eigenen Spaß an der Sache und den tollen Umgang mit Kindern merkte man Heike Makatsch von der ersten bis zur letzten Minute an. Mit ihrer einzigartigen Stimme, tollem Nachmachen der einzelnen Figuren und guter Ansprache der Kinder im Publikum hat sie (scheinbar) mühelos eine tolle Veranstaltung gezaubert. DANKE!
Besonders gefreut hat uns auch die anschließende Signierstunde. Haben uns da nichts entgehen lassen.

Fazit:

Jederzeit wieder. Kleine Idee unabhängig von der super Umsetzung: Es wäre vielleicht auch für die Konzentration der Kinder günstig ein kleines Bilderbuchkino daraus zu machen…die Bühne war einfach abgehängt. Dies nur als Idee für die Zukunft. Würde vor allem auf Grund der Performance von Heike Makatsch die Lesung jederzeit jedem empfehlen.
Abschliessend noch einige Impressionen in Bildern…
Eure Kasia von nichtohnemeinbuch

3.BuchBerlin – Die Berliner Buchmesse 2016 – ein Resümee

Seit Jahren renne ich jeden Herbst auf die Frankfurter (Mainstream-)Buchmesse und habe die letzten zwei Jahre die regionale Entwicklung vor der eigenen Haustür sowie das Thema unabhängige Verlage schändlich vernachlässigt. Aber damit ist jetzt Schluss! Ich habe heute mit der Berliner Buchmesse Neuland betreten.
Der Veranstalter: Bücherzauber e.V.. Der Verein engagiert sich für die Leseförderung für Kinder und Jugendliche sowie die Literaturförderung in Berlin und Brandenburg.
Die Örtlichkeit: Das Berliner Estrel Hotel an der Sonnenallee, welches sich schon seit langem als alternative Location für kleine Messen mausert.
Angekündigt waren unabhängige, kleine Verlage sowie Selfpublisher. Stets immer nur den Mainstream gewohnt, waren dies heute meine ersten Schritte in eine andere Buchkultur und entsprechend groß die Spannung.

Die wurde auch weitestgehend nicht enttäuscht, wenn auch aus unerwartetem Grunde. Die Kinder- und Jugendliteratursektion war es (nicht ausschließlich, aber vor allem :-)), die mich beeindruckt hat. Angefangen mit der freundlichen zugewandten Stimmung, über die Varianz an Ideen der Verlage und präsenten Autoren bis hin zu kleinen organisatorischen Aspekten wie der Kinderbastelecke oder wirklich sehr interaktiven, engagierten Organisationshelfern… Die Aufzählung ist beachtlich und könnte noch länger sein. Die bodenständige Atmosphäre, nicht zu abgrenzende Tischgestaltung und auch persönliche Ideen der einzelnen Akteure haben mir das Netzwerken zu einer Freude gemacht. Also schon mal ein „Danke! Hat Spaß gemacht mit Euch!“.

Was die engagierten Organisationshelfer anbetrifft ist mir besonders eine spontane Miniführung für Interessenten mit Kindern (Alter 8+++) ins Auge gefallen sowie der oben bereits erwähnte Basteltisch. Aber auch hier und da eingestreute Auflockerungsideen wie Verlosungen haben Akzente gesetzt.

Jaaaa, bei der Erwachsenensektion ist nicht jedes Genre meins und nicht jede Gestaltungsidee für Cover würde mein Auge nachher im Regal erfreuen – hüstel – aber gut… wir sind ja nun bei jungen Start-ups, Selfpublishern mit begrenzten Budgetmöglichkeiten und über Geschmack darf man sowieso nicht streiten. Ich möchte lediglich zu verstehen geben, dass ich für nachfolgende Blogartikel bei den Grownups nur sehr punktuell fündig geworden bin… Meine Rezensionen und Tipps zu den Messefunden verdienen separate Aufmerksamkeit in eigenen Beiträgen.

Kommen wir zu den kritischeren Anmerkungen: Für die Zukunft würde ich mir im Programm der Lesungen auch einen Verweis auf den Inhalt des Buches (oder wenigstens einen erläuternden Satz) wünschen. Nur mit Titel, Autor und Uhrzeit der Lesung bestückt, konnte ich so gar nicht entscheiden, welche Lesung für mich spannend werden könnte und welche ich von vorne herein ausschließe. Effekt der mageren inhaltlichen Erläuterung war, dass ich für die heutige Veranstaltung die Lust an Lesung so gänzlich verloren habe, was ja nicht Sinn der Sache war. Schade. Auch könnte man für die Zukunft solche spontanen Ideen, wie Führung zu Highlights/Special Partners der Messe für ein bestimmtes Zielpublikum (e.g. Kinder mit elterlichem Anhang) richtig organisieren und daraus ein „Zusatzschmankerl“ gestalten.
Zum Vorfeld der Messe möchte ich noch loswerden, dass mir eine gewisse Sparsamkeit an Marketing für die Buchmesse aufgefallen war. Und ja, mir ist schon klar, dass die Vereinsarbeit nicht mit kommerziell gesponserten Events verglichen werden sollte. Trotzdem mache ich diese Kritik unter anderem daran fest, dass ich mehrfach die Woche in der Stadtbibliothek Gast bin und mir keine Plakate ins Auge springen wollten, ebenso wenig wie Flyer. Auch bin ich regulär die Woche auf Facebook-Gruppen unterwegs, da sprang mich auch nichts an… naja, ist ja nur eine Einzelmeinung. Letztere punktuelle Einzelwahrnehmung, erscheint mir dennoch nicht unwichtig, da ich die heute wahrgenommene Besucherzahl als übersichtlich bezeichnen möchte.
Insgesamt will ich mein Messenresümee für Euch nicht mit der Kritik ausklingen lassen. Ich bin sicher die Macher aus dem Verein werden in vielversprechender Weise weitermachen (ich bitte sogar drum!), vielleicht an denselben Stellen kritisch hinschauen sowie nachbessern für 2017.

Ich freu mich drauf!

Buchmesse mal anders

Ja, ich gebe es zu, die Schnellste war ich nicht im Registrieren, dass der Berliner Verlagsmarkt sich mittlerweile um eine eigene Messennische bemüht hat. Aber besser spät als nie! Daher möchte ich alle Berliner Leseratten, die Leseratten von außerhalb und auch solche die gern alternative Verlage und Selfpublishing unterstützen anfixen: Mit der Berliner Buchmesse. Am 19. und 20. November 2016 ist es soweit und das immerhin schon das 3. mal. Rund 150 unabhängige Verlage und Selfpublisher aus ganz Deutschland werden ihr Programm vorstellen. Wo sonst als in Berlin finden Veröffentlichungen – die am Mainstream vorbei gehen – Gehör und Interessenten. Persönlich, finde ich das Konzept eine passende Ergänzung zur Leipziger Buchmesse, vom Frankfurter Riesen will ich gar nicht sprechen…das bleibt eine andere Liga…
Auch für Autoren selbst gibt es ein schönes Begleitprogramm: Einfach mal auf die Webpräsenz schauen, da bekommt Ihr auch schon für Freitag (18.) eine interessante Veranstaltung angeboten, wie Selfpublishing effizient werden kann.

Die Location, das Estrel Berlin direkt am S-Bahnhof Sonnenallee, bietet ein stilvolles Ambiente, mehr Platz, zwei Lesesäle, ausreichend Parkplätze (kostenpflichtig) etc. etc….Ach ja, bevor ich es vergesse: Eintritt ist fair: 4 EUR.

Also hier der offizielle Link: Berliner Buchmesse 2016

Ankommen in der Multilingualität

Das neue Literaturfestival in Berlin – Stadtsprachen  – möchte ein öffentliches Bewusstsein für die Multilingualität der Berliner Gegenwartsliteratur schaffen und deren Einfluss auf die nationale Literaturszene und ihre internationalen Verflechtungen und Auswirkungen sichtbar machen.

Vom 28.Oktober bis 6.November 2016 wechseln sich Lesungen, Diskussionen und Workshops kunterbunt ab.
Eine Autorenliste zum besseren Überblick findet Ihr hier.
Eintrittshöhe ist von Event zu Event verschieden, Überblick über das Programm hier.

Berliner Vergangenheit mit einer Prise Schnee

Buchtitel: Der Eismann
Autor: Silja Ukena

Der Eismann von Silja Ukena

Der Eismann von Silja Ukena

Ein Berlinkrimi von einer Autorin, die gar nicht in Berlin wohnt (Hamburg & Paris isses eigentlich). Hmmm, ob das was kann, war da meine erste Reaktion. Aber dann doch! Der kann was!

Berlin kurz vor Weihnachten. Es ist trüb und nasskalt. Und Bruno Kahn – unser Grumpy-Chefermittler – würde am liebsten die Tage mit Flanieren durch die Berliner Strassen sowie einem obligatorischen Besuch beim Italiener verbringen.

Daraus wird sehr schnell nichts, als ein splitterfasernackter Rentner (ein Laubenkiecker) in seinem Häuschen gefesselt und tot aufgefunden wird. Dem rätselhaften Tod durch Unterkühlung wird sehr schnell ein Kontrast entgegengesetzt: Eine bekannte Opernsängerin stürzt aus ihrer Wohnung zu Tode. Die Obduktion ergibt vorhergehenden Betäubungsmittelkonsum.

Der Ansatz es Hauptcharakters

Unser leicht introvertierter und eher altmodischer Chefermittler muss sich diesen beiden Fällen in deren Gegensätzlichkeit im Team mit der vorerst undurchsichtigen, jungen Laura Conti stellen. Von dieser weiß er zunächst nicht, warum sie in seiner Truppe arbeitet. Hat man sie ihm zugeteilt, damit der Chef des Morddezernats einen besseren Einblick in Kahns Arbeit erhält? Die verschworene Truppe wird kritisch beäugt, doch ihre Erfolge waren bislang beeindruckend.

Im vorliegenden Fall tappen sie hingegen lange im Dunkeln, da zumindest die männlichen Opfer keine Vergangenheit zu haben scheinen. Erfreulicherweise schafft es der Roman die Spannung um die Hintergründe und geschichtlichen Verwicklungen sehr lange aufrechtzuerhalten, bevor dann die grausamen Details einer verhängnisvollen Geschichte bekannt werden.

Obwohl der Plot nicht zum aufdringlichen Berlin-Stadtführer mutiert, können Berliner oder Berlinliebhaber die Stadt und deren Stimmung in der Geschichte gut wiedererkennen. Ein Top und Daumen hoch von mir!