Krimi-Noir auf Anglo-Indisch

Im letzten Mittendrin Mittwoch reloaded habe ich Euch in meine Lektüre Ein notwendiges Übel“ von Abir Mukherjee mitgenommen. Nun taucht nochmal ein in die Welt des kolonialen Indiens und Sam Wyndhams. Unser cleverer opiumsüchtiger Ermittler kaut auf einem harten Brocken rund um den Mord an einem indischen Kronprinzen.

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So stelle ich mir die Tempel in der Geschichte um Sam Wyndham vor… Bild via unsplash – Ravi N.Jha

Nach der tragischen Ermordung des Yuvraj von Sambalpur – sprich des Thronerben eines (noch) von Großbritannien unabhängigen indischen Ministaates – ermitteln Sam und Sergeant „Surrender-Not“ in Sambalpur los. Sam stösst an seine Grenzen, was Verschlagenheit anbetrifft, denn im Palast des Maharadschas von Sambalpur sind Ränkespiele auf dem Tagesprogramm. Es wird sehr schnell offensichtlich, dass unsere Helden nicht die geringste Ahnung haben, wem zu trauen ist und wie sie an die wahren Drahtzieher kommen sollen. Wie so oft kommen ein Quentchen Glück und clevere Komplizinnen zur Hilfe.

Lesefeeling

Nichtsdestotrotz habe ich bis (fast) zum Ende genossen, wie eine Verschwörungstheorie die nächste jagt. Ist der Mord durch den zweitgeborenen Prinzen eingefädelt worden? Oder stehen doch wirtschaftliche Gründe sowie Gier von Ministern und Buchhaltern hinter der Tat? Welche Rolle spielt der Harem des Maharadschas und vor allem die drei Maharanis (offizielle Ehefrauen des Herrschers)?

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Welche Rolle spielt der Harem und die Frauen im Fall von Sam Wyndham? Trotz Sekludierung sind sie sicher nicht so hilflos wie es scheint… Bild via unsplash – Sylvester Dsouza

Der Stil des Buches spricht auch für die Listigkeit und Verschlagenheit des Autors. Er versteht es auf exzellente Art und Weise in nahezu jedem Kapitel einen neuen Hinweis zu liefern oder einen neuen Verdächtigen vorzustellen. Als Leser bin ich ganz wie Sam selbst von einer Überzeugung in die nächste geschliddert. Wem kann ich (oder doch eben Sam) noch trauen? Ist mein eigenes Leben in Gefahr? Wessen Kopf wird noch rollen? Doch hoffentlich nicht von einem der liebenswerten Nebencharaktere… Diese Gedanken treiben den Leser von Seite zu Seite zu Seite….

Der zweite Teil der Abenteuer von Sam Wyndham liest sich trotz der Fülle von 494 Seiten eingängig durch einen immer wieder angeheizten Spannungsbogen. Ich mag nach wie vor die natürlichen Dialoge und nachvollziehbaren Schlüsse sowie Emotionen, die die Handlung prägen. Ganz wie im ersten Teil.

Bibbern und lernen

Ein notwendiges Übel zeichnet sich ferner durch seine subtilen Geschichtslektionen aus. Die eigentliche Geschichte und die Spannung werden in keinem Moment durch die eingeflochtenen geschichtlichen sowie kulturellen Informationen gestört. Sei es die Beschreibung von Tempeln und Palästen oder die Hinweise zur Rolle der damaligen britischen „Weltkonzerne“, die den Kolonialismus exzellent zur Profitoptimierung und Erschliessung neuer Ressourcen zu nutzen wussten.

Zum guten Schluss

Lediglich ganz an Ende wurde aus dem Krimi ein echtes Noir-Werk und was den Hauptbösewicht anbetrifft: Es trat letztlich keine große Überraschung ein – trotz allem Hin- und Herspekulierens im Verlauf. Mehr wird an der Stelle nicht verraten. Meine Artikel sollen ja schliesslich einen Hinweis zum Lesen oder lieber Lassen liefern… nicht spoilern. Sollte sich nun Verunsicherung breit machen: Die Empfehlung lautet weiterhin LESEN!

Ich bin insgesamt mehr als zufrieden, freue mich weiterhin auf den dritten Teil „Eine Handvoll Asche„, der ebenso wie die bisherigen teile im Heyne-Verlag erschienen ist. Hier geht es nochmal zur Seite für Interessenten.

Ganz liebe Grüße und ich stürze mich schon in mein nächstes blutiges Abenteuer

Eure Kasia – Buchstabendrechsler

 

 

2 Gedanken zu “Krimi-Noir auf Anglo-Indisch

    • Hi Rabi, danke für Deinen Kommentar. Nein, den ersten Teil muss man nicht unbedingt vorher gelesen haben. Das Buch ist clever genug geschrieben und aufgedröselt, dass es auch eigenständig gelesen werden kann. Allerdings fallen an einigen Stellen Kommentare, die natürlich ihren Reiz erst dann voll entfalten, wenn man alles kennt 😉 LG Kasia

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