
(c) Bastian Jäger
In meinem letzten MittendrinMittwoch hatte ich Euch einen SneakPeak in eine meiner gegenwärtig gewälzten Literaturen verschafft. Dies war „Die Traumbauer“ von Bastian Jäger.
Mit der Lektüre bin ich immernoch nicht ganz durch, daher kommt meine Rezension auch erst in ein bis maaaaximal zwei Wochen. Aber! Hier kommt das große ABER.
Einen Blick hinter die Kulissen können wir trotzdem gemeinsam werfen und zwar in meinem Gespräch mit dem Autor von „Die Traumbauer“.
Zu Bastians persönlichem Hintergrund lest Ihr am Ende des Interviews einige Fakten, jetzt erstmal zu unserem Gespräch:
Bastian, wie bist Du überhaupt zum Schreiben gekommen?
„Auf Umwegen … und ganz unverhofft. Als Kind hatte meine Mutter es schwer gehabt mich für‘s Lesen zu begeistern. Ich habe erst in der 11. Klasse wirklich meine Leidenschaft dafür entdeckt. Gerne geschrieben habe ich allerdings schon davor. Jedoch nur kurze Texte. Poesie eines Teenagers – wenn man so will.
Als ich dann mit knappen 23 Jahren für sechs Monate in Shanghai landete, wurde aus den Schreiben eines Blogs der Wunsch eine größere Geschichte zu kreieren. Einige Freunde hatten mir damals, nach dem Lesen des Blogs, den initialen Gedanken eingesetzt ich solle doch einen Roman schrieben.
Eigentlich war es ein Scherz, doch der Gedanke gefiel mir. Es war damals immer wieder vorgekommen, dass ich ein schönes Erlebnis oder eine lustige Erfahrung beschrieben hatte und mir dachte, wenn das nun etwas anders gewesen wäre, dann wäre es auch toll. Und so habe ich mir die erste Geschichte zu „die Traumbauer“ überlegt, die mich dann sechs Jahre begleitet hatte, bis heute.“
In deinem philosophischen Roman – Die Traumbauer – setzt Du Dich mit zwei Lebensthemen auseinander. Das eine ist „Flucht vor sich selbst“, das andere das „Hier und Jetzt“. In der Auseinandersetzung mit dem Thema „Hier und Jetzt“ geht es viel um Achtsamkeit und Bewusstheit in unserem Leben. Generell sind dies auch In-Themen in unserer schnelllebigen Welt. Aber, wieso hast Du ausgerechnet dieses Topic erwählt?
„Interessant finde ich eigentlich, dass die Themen gar nicht so In sind. Was ich damit meine ist, dass man in deutlich älteren Büchern – Sachbüchern, zum Beispiel von Erich Fromm – hiervon lesen kann. Sicherlich waren Smartphones und die mediale Überflutung damals ein geringeres Thema, doch waren die Verhaltensmuster in der Gesellschaft schon vorhanden.
Wenn man solche Bücher liest, dann erkennt man diese Muster auch in seinem Umfeld und bei sich selbst. Die Flucht vor sich selbst und das Hier und Jetzt Thema kann man etwas allgemeiner zusammenfassen als Was ist im und für den Alltag von Bedeutung – bezogen auf unsere Wahrnehmung und Selbstreflektion. Und auch hier will ich wieder betonen, dass das gar nicht so neu, beziehungsweise schon länger in unserer Gesellschaft bekannt ist. Umso spannender und wichtiger also. 🙂
Nun gut. Aber warum habe Ich, als ganz individuelles Ich, diese Themen gewählt. Ich würde ganz banal sagen: Weil sie mir wichtig sind und weil sie eine Basis für viele andere wertvolle Gedanken schaffen! Neben vieler anderer Gedanken, die man auf einem Weg zum zufriedenen Leben suchen und finden kann, schafft ein Hier und Jetzt Bewusstsein und die Vermeidung einer Flucht vor sich selbst eine Plattform für Wahrnehmung, einen Raum für … einfach mehr.
Die Traumbauer ist und bleibt aber ein Roman. Nicht jeder liest gerne diese soziopsychologischen Sachbücher, in denen diese Themen so gut und schlüssig bearbeitet wurden. Ich habe sie in den beiden Geschichten ganz beiläufig einzuarbeiten versucht. Die Gedanken sollen sich ganz behutsam in deinem Kopf einnisten und dort hoffentlich Gutes bewirken. Du sollst als Leser einfach zwei Geschichten Lesen und nebenbei eine milde Dosis dieser Gedanken mitbekommen. ;)“
In Deinem Buch springt der Leser zwischen zwei tollen Metropolen hin und her. Wenn Du heute wählen solltest, in welcher würdest Du gern das Jahr 2017 verbringen und warum?
„Da muss ich tatsächlich erstmal nachdenken, … aber spontan antworte ich: Shanghai. New York ist auch eine tolle Stadt – keine Frage –, aber Shanghai vermisse ich mehr. Und die aktuelle politische Situation in den Vereinigten Staaten … darauf muss ich nicht wirklich eingehen, oder. 🙂
Shanghai hat für mich einen ganz nostalgischen Charme und das Leben dort ist auf eine spezielle Weise vielfältig und spannend … und die Menschen sind entspannter. Ich habe in meinem Buch besonders die Stimmung in der Französischen Konzession aufzugreifen versucht, aber viel davon gilt für die gesamte Stadt. Genau wegen dieser Stimmung möchte ich Shanghai als fiktiven Lebensort für 2017 nennen. Viel Diversität, viel Kunst und viel Lebenskunst ist dort zu sehen. Gerade der Mix zwischen dem Fernöstlichen und dem Westlichen kommt zu einer Mischung zusammen, die nicht verschwimmt und doch harmoniert.
Es ist einfach eine schöne Stadt.“
Auf Buchblogs geht es oft um tolle Leseorte, an die man sich zum Schmökern zurückziehen kann. Gibt es Lieblingsschreiborte für Dich?
„Das ist bei mir ganz unterschiedlich gewesen. Empfehlen kann ich die kleine Insel Romblon auf den Philippinen, nur knapp 40 Reisestunden entfernt. Dort – in dem Resort „The Three P“ – habe ich die meisten Zeilen meines Buches geschrieben.
Wenn man aber an mehr alltägliche Orte und erreichbarere Ziele denkt, dann kann ich kaum einen Ort ausschließen, an dem es Kaffee oder Tee gibt und eine Tisch für den Computer. Ich habe viel zu Hause in meiner Küche, am Schreibtisch oder auf der Terrasse geschrieben. Aber ebenso in kleinen Cafés und an belebten Straßen. Je nach Stimmung des Kapitels, dass ich gerade schreibe, kann der Ort, an dem ich mich wohl fühle, sehr unterschiedlich sein.“
Auf der Webseite zum Roman erwähnst Du auch schon ein zweites Buch. Kannst Du schon verraten, welche Themen Dich hier umtreiben?
„Ja, das verrate ich Dir sehr gerne. Erst vor wenigen Wochen habe ich diese Info an einige Crowdfunding Teilnehmer verraten. Ein Geheimnis ist es also nicht mehr. Ich habe schon sehr viele Notizen und Ideen zum Thema, den Charakteren und vielem mehr. Mal schauen, wie wir das hier zusammenfassen können.
Es soll ein Roman werden, der sich mit der Bedeutung des Begriffes ‚persönliche Freiheit‘ beschäftigt. Der Schriftsteller Adam Richter lernt in seinem tropischen Exil das zeitreisende Wesen Jay kennen. Beide sind eher frustriert, fühlen sich einsam und isoliert und gemeinsam erörtern sie in nächtlichen Gesprächen die Bedeutung und Einschränkungen ihrer Freiheit. Zeitgleich – soweit wir das bei einer Geschichte mit Zeitreisen sagen können – ermittelt die deutsche Kriminalpolizei wegen des spurlosen Verschwindens von Herrn Richter. Es wird also einen Krimi-Touch geben.
Was ich in diesem Buch behandeln möchte, ist ein – wie schon erwähnt – sehr personeller Begriff der Freiheit. Wenn wir an Freiheit denken, dann denken wir zuerst an Gefangenschaft, an extrinsisch auferlegte Zwänge, an etwas, gegen das wir uns wehren müssen. Und wir denken an hedonistische Freiheit. Wir denken an unsere Wünsche und Träume und stellen uns eine Welt vor, in der wir all diese Dinge einfach haben können. Doch über diese Aspekte der Freiheit möchte ich nicht schrieben.
Freiheit hat einen viel ganzheitlicheren Aspekt. Es ist eine Freiheit, die uns allen immer innewohnt und die uns, wenn wir richtig von ihr Gebrauch machen, viel Freude bringen kann, ohne aus dem üblichen Alltag ausbrechen zu müssen und ohne uns gegen äußere Mächte aufbäumen zu müssen.
Aber auch hier möchte ich mich nicht mit fremden Federn schmücken. Erich Fromm, Jiddu Krishnamurti und Karl von Popper sind nur einige große Philosophen des vergangenen Jahrhunderts, die dieses Thema in unzähligen Vorträgen, Diskussionen und Büchern behandelt haben. An die Arbeiten dieser Gelehrten angelehnt will ich die Möglichkeiten und Verpflichtungen der persönlichen Freiheit in unserer Zeit aufgreifen und in die Geschichte und die Unterhaltungen von Adam und Jay einfließen lassen.
Zum Beispiel kann Freiheit – und diese Betrachtung finde ich sehr bedeutend – unterschieden werden in eine „Freiheit von“ und die „Freiheit für“ etwas. Während die „Freiheit von“ in unseren Köpfen maßgeblich durch von außen unterdrückende Mächte beschrieben werden kann, die in den letzten Jahrhunderten mehr und mehr verschwanden, so hat diese Freiheit uns auch in eine Welt gebracht, in der wir selbst mit der Fülle an Möglichkeiten umzugehen lernen müssen. Die „Freiheit zu“ bezeichnet dem entsprechend ein in uns wohnendes Gefühl und einen Antrieb, der uns kreativ und produktiv mit der Welt verbinden kann. Und da sage ich gezielt „kann“, denn eben genau hier wird es spannend.
Mehr dann, wenn das Buch geschrieben wird.“
Zum Schluss möchte ich noch mal vom inhaltlichen „wegfragen“. Dein Buch hat eine tolle Covergestaltung. Wie ist die Idee hierzu entstanden? Ist die Umsetzung ebenfalls Dein Werk oder hattest Du Hilfe?
„Freut mich sehr, dass dir das Cover gefällt. Sehr schön.
Die grobe Idee war irgendwann einfach in meinem Kopf. Zuerst war es eine Skyline, eine Linie, die von beiden Seiten richtig aussieht. Damit wollte ich darstellen, das eine Geschichte, eine Welt, ein Leben ganz unterschiedlich erscheinen kann, je nachdem welchen Blickwinkel man wählt. Das will ich ja auch – indirekt – mit dem Buch sagen.
Bei der Weiterentwicklung und Ausgestaltung hat mir dann ein Freund und maßgeblich meine Freundin geholfen. Ganz alleine hätte ich das niemals geschafft.“
An der Stelle möchte ich mich vorerst ausklinken und Bastian für die Beantwortung meiner Fragen danken!
Ich hab Euch noch einige Fakten zum Autor versprochen.
Bastian ist 29 Jahre alt, berufstätig als Diplomingenieur für Mechatronik und Informationstechnik. Seit Kindheitstagen an konnte er mehrere Auslandsaufenthalte in Asien genießen. Shanghai war natürlich ebenfalls dabei, was so manche Frage nach dem autobiografischen Anteil der Geschichten aufwirft. Ich lasse dies fieserweise offen… vielleicht für ein anderes Gespräch über einem leckeren Kaffee oder Chai-Tea-Latte.
Wen dies schon angefixt hat, kann den Traumbauern hier auf Facebook folgen oder auch einfach einen Spontankauf wagen…
Beste Grüße, liebe Leseratten, Eure Kasia
Ein Gedanke zu “Autorengespräch – Bastian Jäger”