Requiem für einen Systemflüchtling

In keine Schublade passend, nichtnormativ, dennoch faszinierend. Mein Erlebnis mit meiner zweiten Lektüre eines Lukas Bärfuss Werkes hier für Euch zusammengefasst.

KOala Cover

Originalcover „Koala“ (c) Wallsteinverlag

Meine erste Begegnung mit dem mehrfach ausgezeichneten Dramatiker Lukas Bärfuss war dessen Roman „Hagard„. Mein Dahinscheiden nach der Lektüre eher zwiegespalten. Dennoch griff ich in der Bibliothek zu, als mir „Koala“ ins Auge sprang.

Ich denke, nicht zuletzt auf Grund ambivalenten Gefühle gegenüber dem erwähnten Roman von Bärfuss „Hagard“. Lange hatte ich mich damals gefragt, wie dieses eher abgebrochen wirkende Werk seinen Weg in einen namhaften Literatur-Wettbewerb hatte schaffen können.  Letzten Endes schürte auch die Thematik, nämlich der Auseinandersetzung mit dem Suizid des eigenen Bruders des Autors, meine Neugier. Wie würde diese Auseinandersetzung und Analyse aussehen? Würden hier Schuldfragen gewälzt? Dynamiken offenbart?

Ich wurde nicht enttäuscht, nein. Ich würde tief berührt.

Erneut nahm mich der etwas eigene Stil für sich ein. Etwas altbacken anmutende Ausdrucksweise gepaart mit der Darstellung einer bourgeoisen Lebensweise überraschten. Eine Ausschweifung, die zur Reise in die Geschichte einer Tierart und auch eines ganzen Kontinents wird, nahm mich gefangen.

Bärfuss hat mich nicht nur gefangen, sondern auch berührt mit diesem mutigen Stück Literatur, in dem er nicht nur herbe Kritik gegenüber seinem Herkunftsort durchscheinen lässt. Vielmehr stellt er auch sich selbst und sein Verhalten immer wieder in Frage und ließ mich als Leserin tief in seine eigene Innenwelt, in seine intimen Erinnerungen an ein liebes Familienmitglied hinein.

Wie geschickt er bei aller Abschweifung und Skurrilität den Bogen schlägt – zwischen dem traurigen Ereignis, den Nachwehen des Ganzen hin zu dem Spitznamen des Bruders und darüber hinaus zu einer Hypothese bezüglich der Selbsttötung – mutete mir persönlich geradezu genial an.

Trotz harter Thematik kann ich die Lektüre empfehlen. Die im Wallstein-Verlag erschienenen 182 Seiten sind ein gelungenes Requiem.

Bis zum nächsten Mal, Eure Kasia Buchstabendrechsler

Ein Gedanke zu “Requiem für einen Systemflüchtling

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